Förderpreisträger 2021: Gegen die Lähmung der Psyche

Zu den Gewinnern des Förderpreises 2021 der Swiss Life Stiftung gehörte die Stiftung Deutsche Depressionshilfe mit ihrem „Erste-Hilfe-Kurs Depression für Jugendliche“. Das von Rolf H. O. Prost vorgeschlagene Projekt will junge Menschen über die Ursachen und Anzeichen von Depression aufklären, dadurch zur Entstigmatisierung beitragen und vor allem aufzeigen, wo Betroffene sowie deren Freundinnen und Freunde Unterstützung finden.

Mindestens ein Kind pro Schulklasse – das bedeuten die Statistiken zur Depression bei Kindern und Jugendlichen, wenn man sie herunterbricht: 3 bis 17 Prozent der unter 18-Jährigen erkrankten bereits vor der Coronapandemie an einer klinischen Depression. Diese Zahlen bereiten den Experten der Stiftung Deutsche Depressionshilfe Sorgen – und die Lage hat sich seit 2020 noch verschlimmert: Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, Prof. Dr. Ulrich Hegerl, weiß aus einer aktuellen Studie, dass die Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen weitreichende Folgen für die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen haben. „71 Prozent der unter 18-Jährigen gaben in der groß angelegten COPSY-Studie an, dass sie sich durch die erste Welle psychisch belastet fühlten. Der Anteil von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Auffälligkeiten hat sich in diesem Zeitraum etwa verdoppelt, vor allem sozial benachteiligte Kinder erlebten die Belastungen durch die Pandemie besonders stark.“

Es sei jedoch wichtig, so Hegerl, dass die Menschen verstünden: „Depression ist eine ernsthafte Erkrankung des Gehirns und etwas völlig anderes als eine Befindlichkeitsstörung bei belastenden Lebensumständen.  Die Pandemie wird bei Menschen ohne eine entsprechende Veranlagung nicht zu einer Depression führen. Die Maßnahmen gegen die Pandemie haben jedoch zu einer Verschlechterung der medizinischen Versorgung geführt, zu weniger Sport, zur Neigung, die Bettzeit zu verlängern – alles Faktoren, die gerade bei Depression den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen können.“

Niederschwellig und altersgerecht

Jugendliche ab 13 Jahren über diese Erkrankung und vor allem bestehende Hilfsangebote aufzuklären, ist das Anliegen des Erste-Hilfe-Kurses Depression, den die Stiftung Deutsche Depressionshilfe derzeit entwickelt. Im Zentrum steht die Produktion eines E-Learning-Videos, das die jungen Menschen altersgerecht über wichtige Aspekte informiert. Neben dem Erkennen von Anzeichen einer Depression geht es dabei auch darum, wie Jugendliche reagieren können, wenn sie diese Anzeichen bei Freundinnen oder Klassenkameraden bemerken. Außerdem wird das Tool konkrete professionelle Hilfsangebote aufzeigen und Tipps geben, wie mit Mobbing und Stigmatisierung umgegangen werden kann.

„Unser Ziel ist, junge Menschen sehr niederschwellig abzuholen – und zwar in den digitalen Räumen, in denen sie sich aufhalten“, erklärt Stiftungs-Geschäftsführerin Susanne Baldauf. „An der Entstehung des Videos werden sich deshalb Jugendliche des Jugendbeirates der Stiftung Deutsche Depressionshilfe beteiligen und ihr Wissen über den altersgerechten Umgang mit der Zielgruppe einbringen.“ Das Ergebnis, so Baldauf, wird dann frei verfügbar auf den Social-Media-Kanälen der Stiftung bereitgestellt, vor allem dauerhaft auf YouTube. Darüber hinaus wird es über die Website und weitere Kanäle des Stiftungsverbundes öffentlich beworben.

Für die Umsetzung ist geplant, sowohl mit Statements betroffener Jugendlicher als auch gegebenenfalls mit kurzen Animationen zu arbeiten. Das Preisgeld der Swiss Life Stiftung – 20.000 Euro – wird laut Susanne Baldauf zu einem großen Teil für den Personaleinsatz bei der nötigen Aufbereitung verwendet: Weil der Bereich Jugend und Depression künftig ausgebaut werden soll, hat die Stiftung Deutsche Depressionshilfe jetzt eine zusätzliche, entsprechend spezialisierte Mitarbeiterin eingestellt.