„Jedes Kind ohne Ranzen ist eins zu viel“
„Am ersten Schultag mit einer Plastiktüte oder einem Stoffbeutel statt Ranzen auf dem Schulhof zu stehen, ist für viele Erstklässler in Deutschland traurige Realität“, meint Bernd Krispin, Gründer und 1. Vorsitzender der Dortmunder Stiftung Kinderglück. Die Gründe dafür seien vielfältig, einer der größten Aspekte die steigende Kinderarmut. Die erlebte Chancenungleichheit und damit verbundene Ausgrenzung gebe den betroffenen Kindern vom ersten Schultag an das Gefühl, nicht wie die anderen zu sein oder auch tatsächlich von den Mitschüler*innen direkt ausgegrenzt zu werden. „Einen solchen Schulstart wünscht man keinem Kind“, sagt er. Kinderglück gehört zu den fünf Gewinner-Initiativen des Swiss Life Förderpreises 2019 und darf sich über 10.000 Euro Fördergeld freuen. „Mit dem Geld der Swiss Life Stiftung können wir 178 neue Schulranzensets inklusive Etui und Turnbeutel finanzieren“, freut sich Krispin.
Mit seinem langjährigen Schulranzen-Projekt versucht die Stiftung Kinderglück den Auswirkungen von Kinderarmut entgegenzuwirken, die insbesondere im Ruhrgebiet hoch ist. Dort gibt es in vielen Städten Stadtteile, in denen die Hälfte der Kinder und Jugendlichen aus finanziell benachteiligten Familien stammen. „Der Bedarf steigt kontinuierlich. 2019 bekamen wir so viele Anträge wie noch nie“, stellt Krispin fest. Zusammen mit seiner Frau Susanne startete er 2008 das Projekt, das mit der Anfrage eines Schulranzens für einen Erstklässler begann. In wenigen Jahren entwickelte es sich zum größten spendenbasierten Projekt dieser Art in Deutschland. 2019 wurden rund 1.800 Ranzen mithilfe von 25 ehrenamtlichen Helfern verteilt. „So vielen Kindern den Schulstart erleichtern zu können, ist ein großes Geschenk. Mit dem Fördergeld der Swiss Life Stiftung können wir jetzt noch mehr Kindern helfen, denn jedes Kind ohne Ranzen ist eins zu viel“, freut er sich.
Das sieht auch Swiss Life Select Beraterassistentin Lina Ganzer so, die das Projekt für den Förderpreis eingereicht hatte: „Als Mutter von zwei Kindern weiß ich, wie wichtig ein schöner Start in das Schulleben ist. Daher habe ich gezielt nach einer Initiative gesucht, die das unterstützt und bin so auf die Stiftung Kinderglück aufmerksam geworden.“ Besonders angesprochen habe sie beim Ranzen-Projekt, dass die Kinder nicht erfahren, dass ihr Schulranzen eine Spende ist. Diese Handhabung ist der Stiftung ein großes Anliegen. Kinder, die sich ständig mit ihrer Armut konfrontiert sehen, entwickeln nachweislich ein geringeres Selbstwertgefühl und tragen dieses negative Gefühl oft ihr ganzes Leben mit sich. Durch Kooperationen mit namhaften Herstellern kann der Verein die Schulranzen-Sets stark vergünstigt erwerben und verteilen.
Monatelang Planung für den einen Tag
Doch bevor es soweit ist und die Ranzen verteilt werden können, gehen monatelange Planungen voraus. Am Jahresanfang werden die kooperierenden Kindergärten, Grundschulen und Jugendhilfeeinrichtungen darüber informiert, dass sie Anträge stellen können. Die Einrichtungen prüfen die Bedürftigkeit der Kinder. Alle Anträge werden gesammelt und die Ranzen an einem zentralen Verteiltag ausgegeben. 2019 waren es sechs LKW-Ladungen mit sechs Tonnen Material, das in der Kinderglück-Halle gegenüber des Dortmunder Flughafens untergebracht und verteilt wurde. „Das Schöne an dieser Aufgabe ist, dass es alles Sinn macht, denn hinter jedem der 1.800 Ranzen steht ein Kind, das so einen unbeschwerten Schulstart erleben darf“ sagt Bernd Krispin stolz.