Die Saarländische Krebsgesellschaft gewinnt den Swiss Life Förderpreis 2023

"Mama hat Krebs"

Das Projekt „Regebogen“ der saarländischen Krebsgesellschaft e.V. gewinnt den Swiss Life Förderpreis 2023 und erhält 20.000 Euro für seine weiterführende Arbeit. Die Initiative kümmert sich ganzheitlich um vom Krebs betroffene Familien. Der Fokus liegt dabei auf den Kindern, deren Eltern erkrankt sind. 

„Ich habe diese Chance und ich nutze sie“ 

Andreas Diagnose, eine besonders aggressive Form von Brustkrebs, war ein Schock. Seitdem bestimmen anstrengende Therapien ihren Alltag. Hoffnung auf Besserung und Rückschläge wechseln sich ab. Aber die alleinerziehende Mutter einer 12-jährigen Tochter gibt nicht auf, für sich und ihre Tochter Helena. „Jemand, der einen Autounfall hat, hat vielleicht keine Chance mehr. Aber ich habe diese Chance und ich nutze sie“, gibt sich die 43-jährige optimistisch.  Auch Helena ist hoffnungsvoll. „Ja, Mama hat Krebs. Aber wir kommen gemeinsam dadurch“, ist die 12-jährige aus tiefstem Herzen überzeugt.

Mit Kindern offen über Krebs sprechen, sie unterstützen – und manchmal einfach Spaß haben

Doch gleichzeitig ist der Alltag mit einer Krebsdiagnose und Kindern sehr schwierig, gerade bei alleinerziehenden Eltern wie Andrea. Kinder merken sofort, wenn etwas nicht stimmt und sich alle um sie herum anders verhalten. Sie spüren, dass Mama und Papa oft traurig und angespannt sind, dass sie plötzlich viel Zeit beim Arzt oder im Krankenhaus verbringen. Und dass Mama die Haare ausfallen. 

Genau hier setzt das Projekt „Regenbogen“ an, das Familien in dieser schwierigen Phase ganzheitlich unterstützt. In Sprechstunden für Kinder und Jugendliche besteht die Möglichkeit, ganz offen über aufkommende Fragen, Sorgen und Probleme zu sprechen – ob allein mit den Psychoonkolog*innen oder mit Mama und Papa zusammen. In der persönlichen Beratung für Eltern gibt es Tipps und Hilfestellung, wie man mit den Kindern altersgerecht über die Erkrankung sprechen kann. Auch praktische Themen, wie Fragen zur Kinderbetreuung, Haushaltshilfe oder Reha-Maßnahmen finden hier Platz. „Ein besonderes Highlight ist außerdem die monatliche „Auszeit vom Krebs““, erläutert Sabine Rubai, Geschäftsführerin der Saarländischen Krebsgesellschaft e.V.. „Wir laden betroffene Familien zu Ausflügen ein. Und dabei geht es bewusst nicht um das Thema Krebs: Es geht darum, Spaß zu haben, für ein paar Stunden Ablenkung und Gemeinschaft zu erleben“, erklärt Rubai. 

Die „Auszeit vom Krebs“ hat auch Andreas Tochter Helena oft genutzt. Denn Andrea war häufig zu schwach, um auch nur spazieren zu gehen. „Andrea ging es zu dem Zeitpunkt nicht gut. Damit sie den Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein mit Helena und den anderen Familien verbringen konnte, haben wir für sie einen Liegestuhl und Kuscheldecken eingepackt. So konnte sie es sich auf der Wiese gemütlich machen und das Treiben um sie herum genießen“, erinnert sich Rubai. 

Gute medizinische Versorgung – und menschlicher Halt 

Von Krebs betroffene Menschen brauchten in erster Linie eine gute medizinische Versorgung - aber vor allem menschlichen Halt, beschreib Rubai. Diesen Halt geben oft Familien und Freunde, Halt gibt es aber auch von professioneller Seite. Im Saarland finden Betroffene und ihre Angehörigen Hilfe in den ambulanten Krebsberatungsstellen der Saarländischen Krebsgesellschaft. Aktuell bietet ein Team aus 17 hauptberuflichen Mitarbeitenden mit psychoonkologischem und sozialpädagogischem Hintergrund in neun Beratungsstellen eine flächendeckende Anlaufmöglichkeit für das gesamte Saarland. „Schätzungsweise 2.500 Kinder sind jährlich im Saarland damit konfrontiert, dass ein Elternteil an Krebs erkrankt. Mehr als 80 Familien befinden sich aktuell in der Betreuung“, so die 42-jährige.  

Auch das gehört dazu: Mama muss bald sterben

„Wir können den Weg der Menschen nicht verändern, aber wir begleiten sie auf diesem Weg. Und wir helfen auch dabei, das Unvorstellbare auszusprechen. Es kommt auch vor, dass wir es auch für die Eltern aussprechen, wenn gewünscht. Manchmal hilft es, wenn ein solches Gespräch nicht im eigenen Zuhause stattfindet“, erklärt Rubai. 

Die Krebsgesellschaft bietet Raum für solche Gespräche, es muss nicht am eigenen Küchentisch, an dem bis dahin immer so viel zusammen gespielt und gelacht wurde, stattfinden. Das eigene Zuhause wird so bewusst nicht mit dieser schrecklichen Botschaft verknüpft. Viele Familien werden von Mitarbeitenden der Krebsgesellschaft auch noch viele Jahre nach dem Tod einer geliebten Person begleitet. 

20.000 Euro für eine mehrtägige „Auszeit vom Krebs“ und Personal 

„Erstmalig können wir unseren Familien eine mehrtägige „Auszeit vom Krebs“ im Sommer 2024 bieten“, freut sie Rubai. Wohin es geht, das stehe derzeit allerdings noch nicht fest. 

Ein anderer Teil der Förderung fließt anteilig in die Personalkosten für Psychoonkolog*innen, Dipl.-Psycholog*innen und Dipl.-Spzialpädagog*inen ein, die die persönliche psychosoziale Beratung der Eltern, Kinder und Jugendlichen durchführen und darüber hinaus die Freizeitaktivitäten begleiten. 

Der Gewinn des Swiss Life Förderpreises helfe enorm, so Sabine Rubai, denn: „Die Saarländische Krebsgesellschaft e.V. ist ein gemeinnütziger Verein. Die Personalkosten für die festangestellten Beraterinnen und Berater sind anteilig durch den GKV-Spitzenverband gefördert und finanzieren sich darüber hinaus durch Spenden und projektbezogene Förderung. Nur durch die Zuwendungen und Unterstützung solch starker Partner wie der Swiss Life Stiftung ist es uns möglich, unsere vielfältigen Angebote für Betroffene und ihre Familien sicher weiterzuführen und auszubauen.“