Jung, ledig, alleinerziehend, sucht… Job!    

Teilzeitausbildung für junge Mütter „Sina“ gewinnt den Swiss Life Förderpreis 2018

Ausbildung als junge, alleinerziehende Mutter – das ist ein Kraftakt, aber er kann funktionieren. Wie für Yvonne Reiche aus der Swiss Life Servicezentrale, die vor zehn Jahren eine Teilzeitausbildung im Projekt „TaF – Teilzeitausbildung für Frauen“ absolviert hat. Mit zwei kleinen Kindern und so gut wie ohne Unterstützung durch den Vater oder ihre Familie.

„Oh ja, es war hart, sehr hart. Kurz vor der Abschlussprüfung wollte ich alles hinschmeißen“, erzählt Yvonne Reiche. Auch zehn Jahre nach dem erfolgreichen Abschluss der Ausbildung zur Versicherungskauffrau berührt sie der Gedanke an diese Zeit noch immer sichtlich. Die heute 30-Jährige, die mittlerweile seit einigen Jahren beruflich fest im Sattel bei Swiss Life sitzt, war Teilnehmerin im Projekt „TaF – Teilzeitausbildung für Frauen“, das in der Trägerschaft des Diakonischen Werks, Abteilung „Sina“ Hannover, liegt. 

„Sina“ unterstützt seit 1991 junge Frauen, seit 2001 Mütter unter 30 Jahren, in Teilzeit eine Ausbildung zu absolvieren. Die tägliche Arbeitszeit wird hierbei von acht auf sechs Stunden reduziert. Die Ausbildung ist aber dennoch nach drei Jahren absolviert. Etwa 160 Frauen wurden so bereits in insgesamt 45 Lehrberufen ausgebildet, die auf dem normalen Arbeitsmarkt fast keine Chancen hätten, wie Abteilungsleiterin Helia Geller-Fehling berichtet: „Diese jungen Frauen werden normalerweise in Bewerbungsverfahren sofort aussortiert. Wir aber schauen hinter die ungewöhnliche Lebenssituation und hinter eventuell schlechte Schulnoten oder fehlende Vorkenntnisse und können so passgenau junge Frauen mit vielen Talenten an Arbeitgeber vermitteln“, so Geller-Fehling weiter.

„Ich wollte unbedingt ein Vorbild für mein Kind sein“

Ähnlich war es auch vor etwa zwölf Jahren bei Yvonne Reiche. Sie war mit 19 Jahren ungeplant das erste Mal Mutter geworden, arbeitslos und noch ohne Ausbildung. Über das Jobcenter wurde sie auf „Sina“ aufmerksam. „Ich wollte das unbedingt machen und so auch meinem Kind ein Vorbild sein“, erzählt sie. Doch die erste Enttäuschung folgte direkt nach der Bewerbung. „Eigentlich wollte ich immer Krankenschwester werden. Mir wurde dann aber nach den ersten Gesprächen schnell klar, dass ich die Arbeitszeiten einer Krankenschwester ohne familiäre Unterstützung mit dem Muttersein nicht vereinbaren kann“, so Reiche weiter. Glücklicherweise habe sie aber auch immer schon eine Leidenschaft für Wirtschaft und Versicherungen gehabt. So hat sie dann in einem kleinen Maklerbetrieb gelernt. Während der Ausbildung kam dann Baby Nummer zwei. „Es wurde alles noch ein bisschen schwerer, aber ich habe die Ausbildung durchgezogen. Ohne „Sina“ hätte ich das niemals geschafft“, erzählt sie.  

Neben persönlicher Unterstützung auch viel praktische Hilfe

Wie wichtig die persönliche und sehr individuelle Begleitung der jungen Mütter ist, merkt man sofort, wenn man mit Imke Schubert spricht. Schubert ist seit vielen Jahren sozialpädagogische Mitarbeiterin bei „Sina“ und war damals auch eine der wichtigsten Ansprechpartnerinnen für Reiche. „Unsere Gespräche waren durchaus manchmal ganz schön hart – aber immer sehr herzlich“, erzählt sie. Sowohl für sie als auch für Reiche ist die Begegnung nach zehn Jahren sehr emotional. Noch immer haben Sie eine enge Verbindung. Doch neben den aufbauenden persönlichen Gesprächen stehen die Mitarbeiter von „Sina“ auch ganz praktisch mit Rat und Tat zur Seite: Bei der Beantragung von finanziellen Hilfen, beim Wohnungszuschuss, beim Gespräch mit dem Arbeitgeber. „Man darf nicht unterschätzen, wie viel das manchmal werden kann – vor allem, nachdem man mal wieder nächtelang nicht geschlafen hat und alle Freundinnen eher in die Disco gehen, statt sich um ein dauerschreiendes Kind zu kümmern“, so Schubert. Der Dreiklang fachlicher und pädagogischer Unterstützung sowie der flexiblen Kinderbetreuung mache „Sina“ so erfolgreich, ist sie überzeugt.  

Etwas zurückgeben

Für Reiche ist es ein ganz besonderes Erlebnis, jetzt etwas an „Sina“ zurückgeben zu können. „Ich freue mich riesig, dass der Förderpreis der Swiss Life Stiftung an ausgerechnet dieses Projekt geht und ich zu seinem Fortbestand so ein kleines bisschen beitragen konnte“, sagt sie. Und auch sie sei jetzt voll im Leben angekommen. „Ich kann meinen Kindern neben ganz viel Liebe jetzt auch eine finanzielle Stabilität geben“, sagt sie. „Für die Chance, die mir sowohl „Sina“ als auch Swiss Life gegeben haben, werde ich immer dankbar sein“, sagt sie.